
Mein Wochenbett ist seit wenigen Tagen schon um. Was erst jetzt?!, denken sich vermutlich einige unter euch, die vielleicht glaubten, das sei die Woche im Krankenhaus oder die erste Woche zuhause. Nope. Vom Wochenbett spricht man von den ersten 6 – 8 Wochen nach der Geburt. Eine Zeit in der sich die Frau und deren Körper von der Schwangerschaft und der Geburt erholt. Wer nun meint, jetzt geht es ultra entspannt weiter, der irrt sich. Als Mama hat man natürlich auch nach dieser „Erholungszeit“ immer alle Hände voll zu tun, nur hat sich langsam aber sicher eine Alltagsroutine eingependelt.
Wenn ich zurück denke frage ich mich oft, wo nur wieder diese Zeit hin ist. Auch wenn ich ganz bewusst jeden Moment oder Tag versuche zu geniessen, ist mein kleines Tigerbaby schon wieder so gross geworden, da wird das Mamaherz gleich ganz sentimental beim Durchscrollen der Fotos von den letzten Wochen. Hach. Aber ein unglaublich gutes Gefühl ist es für mich zu wissen und rückblickend sagen zu können, dass alles genau so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht habe. Viele Dinge kann man nicht beeinflussen. Wie z.B. die Geburt, die Gesundheit des Kindes, von einem selbst usw. Aber ich finde es umso wichtiger, dass man für alles andere, das man selber kontrollieren kann, es genau so macht, wie man es gerne möchte. Für sich und seine Familie. Und für niemanden anders.
Dies alles fällt mir natürlich leichter, da ich nun Zweifachmama bin und von meinen Erfahrungen beim kleinen Tiger profitieren konnte.
Was z.B. bei mir unter anderem zu einem entspannten Wochenbett beitrug war:
- Ganz viel Essen vorbereiten, einfrieren, Kühlschrank und Vorratsschrank füllen. Stillen, Mama-Sein, kurze Nächte und vieles mehr benötigt ganz viel Energie.
- Eine gute Hebamme im Voraus organisieren und am besten kurz kennenlernen. Ich wusste, dass ich diesmal möglichst auf viele Auswärtstermine verzichten wollte, vor allem mit zwei Kindern im Schlepptau. Daher wählte ich eine Hebamme, die auch Stillberatungen zuhause macht, falls es wieder anfängliche Komplikationen geben sollte.
- Das Stillen funktionierte zum Glück dieses Mal gleich viel besser. Ich liess mich nicht von tausend gut gemeinten Ratschlägen verwirren. Pumpte nicht alle zwei Stunden ab, um die wunden Brustwarzen zu schonen, sondern griff gleich zu den leider etwas kostspieligen aber für mich anfangs unverzichtbaren Medela Hydrogel Pads, bekam täglich die Brustwarzen von der Hebamme gelasert (das Beste überhaupt! Ich bin begeistert!), bekam für den Milcheinschuss ein Brust-Tape, verzichtete dank der Hydrogel Pads auf kratzige Papier-Stilleinlagen und benutzte höchstens Silber-Stilleinlagen und pflegte die Brustwarzen nur noch mit diesem sensationellen Stillbalsam von Attitude. Zudem verzichtete ich auf das Schwangerschaftslagerungskissen und kaufte mir vor der Geburt ein richtiges Stillkissen. z.B. das von Theraline oder Boppy. Somit gab es auch keine lästigen Rückenschmerzen und Verspannungen und das Halten des kleinen Babytigers fiel dem kleinen Tiger so viel leichter.
- Da die Geburt so gut verlief, es dem Babytiger so gut ging und ich mich fit genug fühlte, verliess ich bereits nach einem Tag das Krankenhaus und wollte mit meiner Familie in den eigenen vier Wänden sein. Das war für mich eine besonders schöne Erfahrung. Somit hatte ich auch von Anfang meine Hebamme als Bezugsperson und nicht zig gute Ratschläge von diversen Pflegekräften des Spitals.
- Dass mein Mann die erste Woche nach der Geburt frei nahm und bei mir und den Kindern sein konnte. Das war so schön mit ihm gemeinsam all die ersten Male erleben zu dürfen. Ganz anders als beim kleinen Tiger, als er noch während des Spitalaufenthalts ins Trainingslager einrücken musste. Der kleine Tiger genoss ebenfalls seinen Papa und kam so auch keine Minute zu kurz. Hach, so viele schöne Momente waren das und so voller Liebe.
- Besuch haben wir auf ein Minimum reduziert und immer nur grad wenn’s am Tag X auch gut passte. Für den kleinen Tiger war und ist es ja noch immer ebenfalls eine grosse Umstellung. Auch jetzt noch versuche ich nicht allzu viel Programm fix verplant zu haben. Gerade so, dass es für mich und die Kinder möglichst stressfrei ist. Aber das habe ich bereits beim kleinen Tiger so gemacht und gibt uns eine gewisse Ruhe in den Alltag.
- Ganz vieles schon vor der Geburt besorgt. Wie z.B. Wochenfluss-Binden, Vitamin D3, Still-Oberteile, allgemein sämtliche Still-Utensilien (siehe oben, inkl. Handpumpe) usw. Damit ich nicht gleich nach der Geburt all dem Zeugs nachrennen muss und einfach den Zauber der ersten Tagen geniessen kann.
- Das Handy ganz oft weggelegt und es immer noch stets auf lautlos gestellt. Klar, Fotos wurden so natürlich etwas weniger geknipst. Dafür viel mehr einfach nur den Moment genossen. Auf diverse Ratschläge vom WWW konnte ich diesmal glücklicherweise auch verzichten. Man weiss beim Zweiten einfach wirklich schon sooo viel mehr. Dies gibt einem eine gewisse Sicherheit. Zudem kann das Beantworten von Sms’en einfach auch mal warten und man muss nicht ständig erreichbar sein. Generell mit Kindern.
- In den ersten zwei Wochen schlafen die meisten Neugeborenen noch sehr viel und weinen nicht allzu oft oder lange. Die abendlichen Schreiphasen und Tagesverarbeitungen oder andere anstrengende Entwicklungsschübe beginnen in der Regel nach zwei Wochen. Deshalb habe ich jede Schlafphase vom Babytiger genutzt um mit dem kleinen Tiger intensiv zu spielen, vorzulesen und und und. Damit ihm die Umstellung mit dem neuen Familienmitglied leichter fällt und er weiss, dass ich ihn immer noch genau so fest lieb habe wie zuvor.
- Pünktlich nach zwei Wochen gingen dann auch die unruhigen Phasen los. Seitdem bin ich nach wie vor unendlich dankbar für meinen Babycarrier und meine Trageberatung, die ich während der Schwangerschaft hatte. (Dazu mehr hier) Der Babytiger fühlt sich dort pudelwohl, ich liebe es ihn ständig bei mir zu haben und gleichzeitig habe ich die Arme frei um mich um den grossen kleinen Tiger zu kümmern. Perfekt.
- Letztes Mal machten wir die Neugeborenen Fotos bei einer Fotografin im Krankenhaus. Alles sehr stressig zwischen Stillberatung, Austrittsgespräch und Kinderarztvisite. Die Fotos, eine Katastrophe. Das Geburtskarten-Bild wurde schlussendlich ein Handy Schnappschuss und der war tausend Mal besser, als die „professionellen“ und vor allem teuren Bilder. Wir wussten es damals einfach nicht besser. Dieses Mal engagierte ich bereits vor der Geburt unsere tolle Hochzeitsfotografin Nadine Trolp, die dann fürs Shooting zu uns nach Hause kam und wir gleich in den eigenen vier Wänden ganz entspannt viele schöne Bilder knipsen konnten. Sie hat diese besonderen Momente so schön festgehalten, dass dies eine ganz wunderbare Erinnerung an diese Zeit für mich ist.
- Kein Stress mit dem Geburtskarten-Versand. Ganz in Ruhe habe ich erstmals die tollen Bilder abgewartet und dann abends mit Baby vor den Bauch geschnallt und wippend die Karten gestaltet und bestellt. Das Karten-Schreiben musste auch auf mehrere Abende verteilt werden, da der kleine weinende Babytiger natürlich Vorrang hatte und mein Schlaf ebenfalls. Ich bin mir sicher, die Empfänger haben sich nach 7 Wochen genauso über die Karte gefreut, als wenn sie sie nach 2 oder 3 Wochen erhalten hätten.
- Viele Dinge, die wir vorhin schon machten, genauso weitermachten. Wie z.B. einkaufen gehen, auf den Spielplatz usw. Halt einfach mit einem Persönli mehr. Dies gab uns gleich etwas Routine und es fiel einem die Decke nicht auf den Kopf. Das zusätzliche Mietauto für die Zeit war ebenfalls ein Segen für mich.
Klar, es läuft natürlich auch bei bester Vorbereitung nicht immer locker flockig tralala. Wir sind eben alle nur Menschen. Die abendlichen Gutenacht-Geschichten mussten auf einmal mit Baby in der Trage vorgelesen werden, da die Schreiphase immer genau auf diese Zeit fiel. Die Kuschelstunden vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen mussten drastisch reduziert oder gänzlich darauf verzichtet werden, da der Babytiger ebenfalls dann Ton von sich gab. Der kleine Tiger zur grossen Bruder-Rolle ab und an auch noch die Trotzphase austestet und ich mich erst an das Zurechtmachen von zwei Kindern auf Zeit gewöhnen musste. Dass nicht mehr alles nach Plan läuft, bin ich mich zum Glück von den letzten drei Jahren bereits gewohnt.
Lustige Momente gab es auch öfters vor lauter Schlafentzug und Stilldemenz. Z.B. als ich meinte ich sei fixfertig und parat für den Einkauf mit den beiden und ich zum Gehen aufforderte, meinte der kleine Tiger: „Ja Mami, und meine Schuhe?“ Da stand er doch tatsächlich mit Winterjacke, Mütze, Schal etc. und nur seinen Rutschsöckli in der Tür. Zum Glück merkten wir es nicht erst in der Migros. Oder als wir beim ersten Kinderarztbesuch auftauchten und ich die Liste mit den Fragen an den Arzt mit der Poschti-Liste verwechselt habe. Oder als ich die Pommes-Chips Packung einfach in das Putzfach legte und Tage danach fand. Man merkt, das Hirn fährt teilweise regelrecht auf Standby und kümmert sich nur um die wichtigen Dinge im Leben. Und zwar die Kinder.
Und damit wünsche ich euch allen von Herzen wunderbare Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Fotos: Nadine Trolp
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